Bei der Gala zur 23. Ausgabe des IKARUS Theaterpreis wurden am Freitagabend im Atze Musiktheater die herausragenden Berliner Theaterinszenierungen für Kinder und Jugendliche gekürt. Dabei entschieden eine Fachjury und eine Jugendjury unabhängig voneinander und zeichneten insgesamt drei Gewinner aus. Preisträger in der Kategorie Kindertheater sind „ جنيّة Dschinnīya“ von Minouche Petrusch (Ikarus der Jugendjury) und „OHNE DICH – das geht doch nicht“ von den ARTISANEN (Ikarus der Fachjury). Preisträger in der Kategorie Jugendtheater ist „Wir holen uns die Nacht zurück“ von Theater Strahl - ausgezeichnet von der Fachjury und der Jugendjury. Alle vier Preise sind mit 2.500 € prämiert.
Die Gala fand in Anwesenheit und mit Grußworten von Kultursenator Joe Chialo und – mit Videobotschaft - von Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend und Familie, statt.
Die 5-köpfige Fachjury (Maja Das Gupta, Isabel Feifel, Claudius Lünstedt, Stefan Petzoldt, Teresa Schomburg) und eine 8-köpfige Jugendjury hatten die nominierten Inszenierungen in den Wochen vor der IKARUS-Gala gesichtet und am vergangenen Dienstag in unabhängigen Sitzungen ihre Entscheidung getroffen. Nachdem alle nominierten Stücke in 5-minütigen Ausschnitten live auf die Bühne kamen, wurden die IKARUS-Preise verliehen. Ausgezeichnet wurden im Bereich Kindertheater mit Minouche Petrusch und ARTISANEN zwei kleine Kompanien in Ko-Produktion mit Theater o.N. bzw. Schaubude und Figurentheater Grashüpfer. Im Jugendbereich gewann Theater Strahl, das nach der Staffelübergabe an das junge Leitungsteam zur Spielzeit 2021/22 zum ersten Mal nominiert war, gleich beide Preise. Charmant und voll sprühender Energie moderiert wurde die Gala von KIKAModeratorin und Schauspielerin Pia Amofa-Antwi. Die musikalische Begleitung hatte RUSNAM inne, die mit ihrem DJ-Set die Stimmung anheizte.
Kathrin Völker-Krause, Geschäftsführerin des veranstaltenden JugendKulturService, formulierte in ihrer Ansprache auch eine politische Botschaft: „Berlin ist nicht nur Hauptstadt, sondern auch Hauptstadt der Kultur. Daraus ergibt sich eine unumstößliche Verantwortung und Verpflichtung. Denn das Theater trägt einen wesentlichen Anteil daran, die Welt mit Mitteln der Kunst zu durchdringen, zu hinterfragen, neue Ansätze aufzuzeigen und Mut zu machen. Gerade für die jüngsten Berliner:innen ist dieser Zugang zur Kultur von unschätzbarem Wert. Wir stehen daher heute zusammen, um laut und deutlich zu sagen: Kürzungen in diesem Bereich dürfen und können wir uns nicht leisten.“
Mit einer märchenhaften Geschichte wie aus 1001 Nacht regt das Stück Dschinniya zum Denken an. Wer bin ich eigentlich und was wünsche ich mir? Auf der Suche nach Antworten zu diesen Fragen begleitet das Publikum einen jungen Musiker und wird dabei buchstäblich und sinnbildlich in das Geschehen hineingezogen.
Als Dschinniya, ein Flaschengeist erscheint, nimmt die Handlung ihren Lauf. Dschinnya hilft ihm auf seinem Weg und verzaubert nicht nur ihn, sondern auch das Publikum mit ihren Erzählungen.
Spielerisch, künstlerisch und musikalisch behandelt das Stück die Frage nach der eigenen Identität und bindet dabei unterschiedliche Sprachen und Kulturen mit ein. Gleichzeitig erzählt es altbekannte Geschichten neu und bricht damit nicht nur Klischees, sondern gibt auch Anstöße zu verstehen, dass man schon vieles hat, was andere sich nur wünschen. Dies schafft das Stück gänzlich ohne belehrenden Ton oder gar zu langweilen.
Kleine Anekdoten werden zu einer großen Geschichte verwoben und berühren die verschiedensten Emotionen. Damit ist das Stück nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene absolut sehenswert.
Ebenfalls sehenswert ist die visuelle Gestaltung des Stücks.
Die goldene Bühne erzeugt ein sehr warmes, freundliches Licht.
Zusammen mit der einladenden Livemusik der Laute beim Einlass und dadurch das das Publikum am Anfang auf der Bühne im Kreis sitzt, entsteht gleich eine sehr „familiäre“ Atmosphäre und die Zuschauenden tauchen von Anfang an in die Welt der Dschinniya ein.
Das raffinierte Schattenspiel untermalt Geschichten auf einfache, aber sehr wirkungsvolle und passende Weise mit Bildern.
Auch wie die orientalisch anmutenden Kostüme im Einklang mit der Bühne und Geschichte gestaltet sind, hat überzeugt.
Dieses Werk voller Emotionen und Vitalität führt uns mit seinen ausgewogenen und innovativen Einsatz der theatralen Mittel zu einer modernen Allegorie der klassischen Legende vom Geist aus der Öllampe. Die sorgfältige Arbeit der Künstler bei der Umsetzung von Beleuchtung, Musik und Spezialeffekten, wie dem Einsatz von Rauch, Kerzen und Schatten, schafft eine spannungsgeladene und faszinierende Atmosphäre. Zudem macht die dynamische und spielerische Gestaltung der Bühne, die ungezwungene Interaktion mit dem Publikum, so wie die freie Bewegung der Schauspieler durch den Raum den Besuch von Dschinniya zu einer ganz besondere Theatererfahrung.
Ich kann’s nicht lassen ich muss noch was sagen
Wir wollen eine lobende Erwähnung aussprechen an das Stück indem der Zuschauerraum mit der Bühne verschmolzen ist und wir die Tänzerinnnen auf ihre emotionalen Reisen durch die Welt des Krumps begleitet haben:,,Ich kann’s nicht lassen“ ist ein Mitmach-Tanzstück wo Alt und Jung ihre Hemmungen fallen lassen können.
Aber jetzt einen großen Applaus für das Team von Dschinniya für den Ikaruspreis 2024.
Laudatio der IKARUS-Jugendjury 2024
folgt in Kürze
Die Artisanen stehen für poetisches und feinfühliges Figurentheater. Seit nunmehr 15 Jahren bereichert das Puppenspieler:innen-Duo Inga Schmidt und Stefan Spitzer mit fantasievollen und berührenden Stücken die Theaterlandschaft Berlins und weit darüber hinaus. Das wird in diesem Jahr zum ersten Mal mit dem IKARUS belohnt!
Bär und Eichhörnchen - mehr Gegensatz geht nicht. Das Eichhörnchen wuselt flink umher, sammelt Nüsse mit System und liest haufenweise Bücher - am liebsten ganz in Ruhe bei einer Tasse Tee. Der Bär stapft mit Riesenschritten umher, rockt wild zu Elvis und schiebt sich große Gläser mit Nussnougatcreme in den Mund. Und doch - oder gerade weil sie so verschieden sind – verbindet beide eine tiefe Freundschaft.
Diese Szenen einer Freundschaft haben die Artisanen in kleinen Miniaturen eingefangen. Jede Sequenz endet mit einem Blackout, fast wie im Film. Vieles darf das Publikum selbst zu Ende denken. Auch das schlichte aber genau durchdachte Bühnenbild regt die Fantasie an. Ein weißes Brett kann eine Brücke sein, die mal trennt und mal verbindet. Das Brett kann aber auch zur Wippe werden und sogar zum Auto. Ganz ähnlich wie beim kindlichen Spiel, wo ein Bauklotz alles sein kann. Die Artisanen spielen hier mit wenigen Mitteln, dafür mit umso mehr Liebe zum Detail. Jede Kopfbewegung, jedes Pranken- und Pfotenschütteln von Bär und Eichhörnchen sitzt perfekt und lässt uns die Figuren weiter ans Herz wachsen.
Dieses feine Figurenspiel ist schon lange ein Markenzeichen der Artisanen. Doch diesmal sind sie ein besonderes Wagnis eingegangen. Gesprochene Sprache ist sonst ein wichtiges Element in ihren Stücken. Diesmal verzichten sie fast vollständig darauf. Umso stärker wirken Gesten, Mimik, Körper- oder besser: Puppensprache.
Dabei passieren scheinbar kleine, einfache Dinge: Das Eichhörnchen weckt den Bären mit einem freundlichen Schwanzwedeln im Gesicht. Die beiden spielen Verstecken, türmen Bauklötze auf und messen gegenseitig, wie groß sie geworden sind. Logisch, dass das Eichhörnchen da auch mal frustriert ist. Der Bär ist eben groß, das Eichhörnchen klein. Da hat er es leichter an hoch hängende Dinge heranzukommen. Dafür kann das Eichhörnchen mit einem Luftballon davon schweben – was eher schwierig ist für den kräftigen Bären. Klein sein, das ist manchmal auch eine tolle Sache. Auch eine wichtige Erkenntnis, gerade für Kinder.
So bewegen sich die beiden Spieler:innen immer auf Augenhöhe mit dem kindlichen Publikum. Und bei all den scheinbar kleinen alltäglichen Erlebnissen schwingen auch große menschliche Fragen mit: Wie wollen wir miteinander umgehen? Wie verstehen wir uns, auch wenn wir völlig unterschiedlich sind? Und was passiert, wenn wir uns nicht verstehen? Im Streit zerstören Bär und Eichhörnchen gegenseitig ihre liebevoll gebauten Türme aus Bauklötzen. Und es bricht noch viel mehr zusammen als ein Stapel Holzsteine. Wie findet man da trotzdem wieder zueinander? Denn, wie der Titel schon sagt: „OHNE dich, das geht doch nicht“. Da wäre man allein und verlassen.
Danke für ein Stück, das die Freundschaft feiert. Das zeigt: In einer Freundschaft können wir auch verletzt werden. Aber es lohnt sich, dieses Risiko einzugehen. Denn egal wie verschieden wir sind und was zwischen uns steht: Wir können zueinander finden, wenn wir lernen diese Verschiedenheit zu lieben. Herzlichen Glückwunsch zum IKARUS 2024!
Laudatio der IKARUS-Fachjury 2024, geschrieben von Teresa Schomburg
Liebe Fachjury, liebes JugendKulturService Team, liebe Theatermacher*innen, liebes Publikum,
wir sind überrascht, gerührt, geplättet, beseelt, glücklich und fast ohne Worte!!!
Unser Experiment, ein Stück ohne Lautsprache zu entwickeln, war eine großes und mutiges Unterfangen, der Ausgang war ungewiss.
Es ist schön, dass wir nun gemeinsam in die faszinierende Welt von Eichhörnchen und Bär eintauchen dürfen, die vor allem durch die Kraft der Emotionen verzaubert und diese wundersame Reise ins Herz der Freundschaft zeigt uns, dass Worte manchmal nicht die einzige Art sind, miteinander zu kommunizieren.
Dieses Stück richtet sich nicht nur an die Jüngsten unter uns –
es ist für alle Menschen zugänglich, gleich relevant, denn die Anziehungskraft von Freundschaft, die ergreifenden Momente des Miteinanders, die leisen Töne, die kleinen Gesten, die manchmal große Bedeutung haben, umgeben uns jeden Tag, egal wie alt wir sind.
Und zeigen uns auch, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein – ganz gleich, wie groß oder klein wir sind. Die Unbeschwertheit von Eichhörnchen und Bär zeigt uns, dass Freundschaft und Zusammenhalt keine Grenzen kennen – weder in der Größe noch in der Form. Auch ohne Worte entsteht eine tiefe Verbindung zwischen diesen beiden Wesen, die mit Witz, Charme und Vorfreude das Publikum in ihren Bann ziehen.
Die Freude, für dieses Stück die Auszeichnung der Fachjury für das beste Kinderstück 2024 und unsere Arbeit der letzten Jahre zu erhalten, bestärkt uns und macht uns mutig für kommende Produktionen.
Wir möchten uns bei unserem Team bedanken (Franziska Dittrich - Regie, Mechtild Nienaber - Puppenbau, Mark Badur - Musik), die uns seit inzwischen Jahren begleiten, und ohne deren waches Auge und Herz, deren unendliche Geduld und den Glauben daran, dass alles gut wird, nicht solche Stücke entstehen würden.
Deswegen bedanken wir uns auch für ihre Freundschaft, denn:
Freundschaft ist das schönste Geschenk, und manchmal sind es die stillen Augenblicke, die die lautesten Worte sprechen!
DANKE
Zitate Team:
"Gerade in Zeiten wie diesen erscheint es uns wichtig, den Fokus darauf zu legen, dass es möglich und notwendig ist GEMEINSAM Herausforderungen und Hindernisse zu bewältigen. Inga und Stefan verbindet nicht nur eine langjährige künstlerische Zusammenarbeit, sondern auch eine Freundschaft, die dieses Stück maßgeblich geprägt hat. Ich bin glücklich, Teil dieser Arbeit zu sein und dankbar für ihr Vertrauen und ihre Freundschaft."
Franziska Dittrich (Regisseurin und Puppenspielerin)
"Das Arbeiten an „Ohne Dich, das geht doch nicht“ ist für einen Musiker eine tolle Herausforderung, weil ohne das gesprochene Wort die Musik viel mehr erzählen kann als sonst."
Mark Badur (Komponist und Musiker)
"Ich empfinde es als ein wunderbares Geschenk, mit euch gemeinsam Dinge in die Welt zu bringen. Ihr schafft Räume der Offenheit und des Vertrauens, in denen Kreativität so gut wachsen kann. Und die mir persönlich neue Wege eröffnen. Die Figuren sind nicht nur durch mich entstanden, sondern tragen ganz viel von euch in (und an) sich.Ihr seid einfach ganz besondere Menschen! Unsere inspirierenden Gespräche, eure T-Shirts und Großmutters Tischdecke, mit dir, Stefan, gemeinsam an den Figuren zu nähen,... alles drin in Bär und Horn.
UND, nicht zuletzt, unsere Freundschaft!"
Mechtild Nienaber (Puppenbauerin)
Wir holen uns die Nacht zurück stellt durch die besonders durchdachten und vielschichtigen Charaktere die komplizierte Beziehung drei befreundeter Teenagern dar.
Dabei gelingt es den erwachsenen Schauspielern in die Rolle jüngerer Menschen zu schlüpfen, und diese glaubhaft wiederzugeben.
Mit spielerischer Leichtigkeit fühlen sie sich in die Charaktere ein und kreieren dennoch eine tiefe emotionale Verbindung zum Publikum.
Zudem tragen die sorgfältig gestalteten Kostüme dazu bei, die individuellen Eigenarten und Persönlichkeiten der Figuren visuell zu betonen, wodurch das Verständnis für die Handlungen und Motivationen der Charaktere weiter gefördert wird.
Das Stück behandelt das sehr wichtige Thema der Abhängigkeit. Vordergründig geht es in dem Stück naturlich um Drogensucht aber auch die unter Umständen schädlichen Abhängigkeiten von Menschen untereinander werden mit großer Sorgfalt behandelt.
Zudem werden die Themen wie häuslichen Gewalt und schwerwiegende Probleme mit den Eltern, die in den Leben von Jugendlichen leider oft eine große Rolle spielen, sehr einfühlsam dargestellt. Die Umsetzung dieses komplexen Themas ist euch wirklich sehr gut gelungen.
Das Stück zeigt eben nicht nur Kayas Seite und wie sie sich selber zerstört, sondern auch wie sie Ilvy mit reinzieht und wie sich dies weiter auf Ilvys Umfeld ausweitet. Ihr habt es geschafft, diese ernsten Themen auf eine Art und Weise zu präsentieren, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene anspricht und zum Nachdenken anregt.
Besonders hat uns auch die Dynamik des Stückes gefallen. Ohne einen langweiligen Moment wurden emotionale, lustige oder zum Denken anregende Situationen miteinander verknüpft. Als Zuschauer konnte man sich vollständig vom Stück mitreißen lassen und in die Geschichte eintauchen.
Selbst in den langsamen Szenen spürt man eine große Energie, weshalb die Zeit auch für ein verhältnismäßig langes Theaterstück, wie im Flug vergeht. Die Schauspieler*innen schaffen es, das Publikum für 90 Minuten in ihren Bann zu ziehen und emotional und energetisch zu fesseln.
Wir freuen uns den Ikaruspreis 2024 an das Theater Strahl zu überreichen.
Laudatio der IKARUS-Jugendjury 2024
Kaya und Ilvy - welch Glück, als Teenager eine Freundin an deiner Seite zu wissen, die hundertprozentig zu dir steht. Welch noch größeres Glück, wenn diese Freundin nicht deshalb deine Freundin ist, weil sie exakt so zu sein scheint wie du, sondern weil sie völlig anders ist. Dann lassen sich all die ersten Male - Liebe, Partys, Alkohol, Drogen - noch viel besser gemeinsam erleben: Während Ilvy, gespielt von Anne Schietzold, nachdenklich und instinktsicher handelt, braucht Kaya, gespielt von Jana Heilmann, das Rauschhafte, Extreme, auch Schmerzende, um sich selbst ganz nah zu sein. Eine fast ideale Freundinnen-Kombination, bis Kaya das Rauschhafte entgleitet, sie es nicht mehr selbst beherrscht, sondern beherrscht wird und plötzlich spurlos verschwindet. Jetzt muss Ilvy handeln. Mit ihrem unendlich geduldigen und auf Liebe hoffenden Boyfried Kaan, gespielt von Leon Zawadi, begibt sie sich auf einen Roadtrip durch die Vergangenheit von Kaya - den Ursachen ihres Absturzes auf der Spur und ihre Not im Blick.
Mithilfe einer geschickt arrangierten Bühnenfassung, die dem Text das Prosaische weitgehend austreibt, gelingt es dem Team um Regisseurin Masha Sapizhak eine energiegeladene, raue, laute, brutal ehrliche und schonungslose Atmosphäre zu erschaffen. Von der ersten Minute an wird ein Gefühl der Beteiligung vermittelt. Per Clubstempel am Einlass werden die Zuschauenden automatisch Teil eines fieberhaften Trips durch die Nächte und Tage der Ungewissheit um Kayas Schicksal. Wenige Requisiten, wie ein rollender Kleiderständer mit transparenten Plastikfäden, der mal als Clubequipment, Auto oder EKG-Kurve dient, genügen, Stationen der Reise anzudeuten. Beeindruckt hat die Jury insbesondere auch der Mut der Inszenierung, nicht einmal ansatzweise den Versuch zu unternehmen, die Fülle an Themen-Schwergewichten, wie Drogensucht, Alkoholkonsum am Steuer, Liebe und Sex glattzubügeln oder in Wohlgefallen aufzulösen. Probleme bleiben hartnäckig im Raum, sind aber immerhin aus der Dunkelheit ans Licht gezerrt worden und finden ihr Echo im heimlichen Kern des Stücks: der Co-Abhängigkeit einer überforderten besten Freundin, deren Rettungsversuche sie selbst in Gefahr bringen.
Die Fachjury ist sich sicher: Das junge Publikum wird in dieser Arbeit abgeholt und fühlt sich gesehen. Seit seiner Gründung richtet sich das Theater Strahl ganz bewusst auch an Theater-Erstgänger*innen. Nach WIR HOLEN UNS DIE NACHT ZURÜCK wird die Rückkehr ins Theater Strahl leicht gemacht.
Herzlichen Glückwunsch zum Ikarus 2024!
Laudatio der IKARUS-Fachjury 2024, geschrieben von Claudius Lünstedt
Liebes Team des JKS,
wir sind immer noch total geflasht und freuen uns riesig über die doppelte Auszeichnung unserer Produktion „Wir holen uns die Nacht zurück“!
Diese Produktion wurde für unsere Verhältnisse und für eine Romanbearbeitung relativ schnell und fast ohne Vorlauf produziert und umso schöner ist es, dass die gemeinsame Kraftanstrengung des gesamten künstlerischen Teams so gut funktioniert und Anerkennung nicht nur beim Publikum sondern auch bei den Jurys findet. Das bestärkt uns darin, die Versuche neue künstlerische Wege des Zusammenarbeitens zu suchen und zu finden, nicht aufzugeben - trotz Sparmaßnahmen und einem Klima gesellschaftlicher Kälte.
Also ganz herzlichen Dank an die Jugendjury, die Fachjury und das gesamte Team des Jugendkulturservices für diese Auszeichnung und die Unterstützung und Anerkennung unserer Arbeit!
Die nominierten Inszenierungen wurden von unserer Nominierungsjury Anfang Mai nach ausführlicher Diskussion aller Sichtungen gemeinsam bestimmt. Im August erscheint das ausführliche Programmleporello der diesjährigen IKARUS-Spielzeit mit Aufführungsterminen aller Produktionen.
Eine Geschichte über Freundschaft nach dem Kinderbuch von Smriti Prasadam-Halls & Steve Small.
| Stückbeschreibung |
Bär und Eichhörnchen kennen sich
gut. Bär weiß immer wo Eichhörnchen´s Schätze liegen und welche Musik es gar
nicht mag. Eichhörnchen kennt Bär´s Lieblingsversteck und den Trick, wie man
Bär weckt. Sie machen fast alles gemeinsam, obwohl sie so unterschiedlich sind.
Das geht lange gut, aber auf einmal ist da ein Knacks. Ein Streit und Stille.
Eichhörnchen ist weg und Bär ist allein. Aber ohne einander geht es doch nicht…
oder?
Mit feinem Witz und ohne Worte erzählen die Artisanen in ihrem Stück für Kinder
ab 4 Jahren und Erwachsene über die Herausforderungen und das Glück von
Freundschaft, vom Allein Sein und davon, dass Unterschiede kein Hindernis sein
müssen.
| Aus der Jurybegründung |
In der sensiblen und klugen Inszenierung von Franziska Dittrich begegnen sich der Bär und das Eichhörnchen trotz großer gegebener Unterschiede auf Augenhöhe. Das Publikum erlebt deren Freundschaft, erfährt Höhen und Tiefen, irgendwann den kompletten Bruch, aber auch den erneuten Weg zueinander. Mit Humor, virtuosen Darsteller*innen und viel Feingefühl spiegelt das Stück die Dynamik von Freundschaften wieder, dass Meinungsunterschiede zu Herausforderungen werden, die man meistern kann, dass Alleinsein keine wirkliche Alternative zu einer wahren Freundschaft ist. Vor allem die zwei Puppenspieler*innen beeindrucken hierbei durch ihre pointierte und detaillierte Spielweise, so dass das Publikum gänzlich in den Kosmos der beiden Tiere abtauchen kann.
| O-Ton Jury |
Voller Sensibilität und Humor erlebt man in dieser Inszenierung die Herausforderungen, die eine Freundschaft mit sich bringt, begleitet zwei virtuos gespielte Wesen, die einem ans Herz wachsen, durch ihr gemeinsames Leben.
| Aufführungstermine bis zur IKARUS-Preisverleihung |
Di. 05.11., 10:00 | Figurentheater Grashüpfer
Mi. 06.11., 10:00 | Figurentheater Grashüpfer
Do. 07.11., 10:00 | Figurentheater Grashüpfer
https://theater-treptower-park.de/
| Credits |
Konzeption: Artisanen / Franziska
Dittrich
Regie: Franziska Dittrich
Spiel: Inga Schmidt / Stefan Spitzer
Puppenbau: Mechtild Nienaber
Bühnenbild: Stefan Spitzer
Musik: Mark Badur / Inga Schmidt
Fotografin: Sandra Hermannsen
Aufführungsrechte: Smriti Prasadam-Halls & Steve Small
Koproduktion: Schaubude Berlin / Figurentheater Grashüpfer im Treptower Park | gefördert durch Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
ein Stück für taube und hörende Kinder
| Stückbeschreibung |
Neugierig und abenteuerlustig reist
OttO Augenmerk von Universum zu Universum. Schließlich landet er auf der Erde.
Er beschließt zu bleiben und sie kennen zu lernen. Erstmal baut er sich ein
Dach über dem Kopf. Mit Klebeband und Fantasie bildet er ein Haus, ein Bett,
eine Küche, eine Dusche, einen Föhn und andere alltägliche Dinge. OttO lernt,
alles zu benutzen - und dann wird ihm langweilig. Ein Tag gleicht dem anderen.
Zum Glück besitzt er die einzigartige Fähigkeit, Dinge zu erschaffen und sie
auf jede beliebige Weise zu verändern. Er geht auf die Suche nach neuen Farben,
um seine Welt bunter und schöner zu machen.
| Aus der Jurybegründung|
Eine Bühne im Schwarzlicht, die sich nach und nach mit neonfarbenen Tapes in ein eigenes kleines Universum verwandelt - das Universum von Otto Augenmerk. Dieser findet Stück für Stück und mit viel Spielfreude heraus, was er zum Leben braucht, so dass es ihm in seiner Welt gefällt. Und so erfindet er sich aus nichts außer bunten Tapes ein Dach über dem Kopf, ein Bett, eine Dusche und was ihm sonst noch so fehlt. Staunend und tänzerisch bewegt sich Otto Augenmerk durch die von ihm erschaffene Welt und nimmt uns dabei mit, humorvoll und leichtfüßig, ganz ohne Worte und mit viel Raum für die eigene Fantasie. Dabei ist die Inszenierung ganz nah dran an der Spiel- und Erlebniswelt, am Erfindergeist und der Explorationsfreude von sehr jungen Kindern.
| O-Ton Jury |
Sich selbst die Welt erschaffen, aus einfachsten Mitteln und mit einer großen Portion Fantasie und Erfindergeist – Otto Augenmerk gelingt dies in dieser feinfühligen und humorvollen Inszenierung für taube und hörende Kinder auf erstaunliche Weise, ganz ohne Worte und mit einer so simplen wie faszinierenden Bühnen-Ästhetik.
| Aufführungstermine bis zur IKARUS-Preisverleihung |
Do. 12.09., 11:00
Uhr | ACUD Theater
Fr. 13.09., 19:00 Uhr | ACUD Theater
Sa. 14.09., 11:00 Uhr | ACUD Theater
So. 15.09., 15:00 Uhr | ACUD Theater
| Credits |
Konzept, Regie:
Gabriel Galindez Cruz
Ideen und Choreographie: Jan Kress und Gabriel Galindez Cruz
Performance: Jan Kress/ Nadia Kichler
Dramaturgie: Emilio Diaz Abregú
Licht: Asier Solana
Musik: Jonas Meyer Meyer
Kostüm: Federico Polucci
Bühnenbild: Brad Hwang, Gabriel Galindez Cruz
Assistenz: Valeria Oviedo Garcia, Johanna Paul
Coaching Visual Vernacular: Giuseppe Giuranna
Outside eye: Steve Stymest, Nadia Kischler
Dolmetscherin DGS: Isabel Wunschel
Grafik: Jana Dörfel
Produktionsleitung: Jutta Polić
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit: Sandra Ellegiers
eine Produktion von Gabriel Galindez Cruz | gefördert vom Fonds Darstellende Kunst - Neustart Kultur / Prozessförderung | unterstützt von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt / Stipendien Tanzpraxis 2022/2023 | kreiert im Theaterhaus Mitte Berlin
Ein Tanzstück von Isabelle Schad mit Aya Toraiwa
| Stückbeschreibung |
Yuki Onna ist ein japanischer
Mythos. Er erzählt von einer geheimnisvollen Frau mit langen schwarzen Haaren,
die in der Kälte des Schnees auftaucht und alle Kinder, denen sie begegnet, zum
Spiel mit dem Wind einlädt.
Die Bühne verwandelt sich in eine weiße Schneelandschaft, während bildkräftige
Auszüge aus dem Märchen in Englisch, Deutsch und Japanisch mit den Bewegungen
Aya Toraiwas zu einem poetisch-sinnlichen Tanzerlebnis für alle Generationen
verschmelzen.
| Aus der Jurybegründung |
Kahl und kalt liegt der Bühnenraum vor dem Publikum. Und wirkt doch
einladend - fast warm. Ein Kind spielt im frischen Schnee. Selbstvergessen. Als
es anfängt zu schneien, möchte es nach Hause und folgt seinen Spuren. Aber der
frische Schnee hat sie bedeckt und das Kind findet den Weg nicht mehr. Da
entdeckt es durch das Schneetreiben hindurch im Wind schwarzes Haar - und folgt
ihm.
Mit eindrücklichen und markanten Bildern, die die Ästhetik japanischer Kultur
zitieren, mit einer über das gesamte Stück gehaltenen hohen Grundspannung, mit
ruhigen und klaren tänzerischen Bewegungen, mit subtilem Licht und
atmosphärischem Sound schafft Yuki-Onna ein intensives, eindrucksvolles und
lang nachklingendes Tanztheatererlebnis für ein Publikum fast ohne
Altersgrenzen.
| O-Ton Jury |
Ein Stück, was einen sofort in den Bann zieht, was einen so schnell nicht wieder loslässt und was einen in seiner Reduzierung und klugen Dramatik tief berührt. Ein Tanztheatererlebnis für alle!
| Aufführungstermine bis zur IKARUS-Preisverleihung |
So. 29.09., 16:00 | Tanzhalle Wiesenburg
Mo. 30.09., 10:00 | Tanzhalle Wiesenburg
| Credits |
Konzept, Choreografe: Isabelle
Schad
Co-Choreografe, Tanz: Aya Toraiwa
Lichtdesign, Technik: Madison Pomarico, Bruno Pocheron
Komposition, Sound: Damir Simunović
Voice Coaching: Ignacio Jarquin
Produktionsleitung: Heiko Schramm
Beratung junges Publikum: Dagmar Domrös
eine Produktion von Isabelle Schad | Koproduktion mit Toihaus Theater Salzburg | in Kooperation mit Tanzhalle Wiesenburg und Theater o.N. | gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin
Das Wesen der Wünsche
| Stückbeschreibung |
Gold! Macht! Bratwurst! Was
passiert, wenn eine Dschinnīya – ein weiblicher Flaschengeist – aus der
arabischen Wüste ausbricht und nicht mehr jeden Wunsch erfüllen möchte?! Was
brauche ich überhaupt im Leben, was wünsche ich mir sehnlichst, und was soll
und darf auch nur ein Wunsch bleiben? Stück für Stück füllt sich der Bühnenraum
mit Geschichten, Liedern und Wünschen. Mittendrin sitzt das Publikum in dieser
wachsenden Installation und begleitet einen jungen Musiker bei seiner Reise zu sich
selbst – immer dabei eine eigenwillige Dschinnīya, die ihn und das Publikum inspiriert,
tief in sich hinein zu horchen – in das eigene Reich der Wünsche und Träume.
Auf deutsch, wienerisch und arabisch erzählen Minouche Petrusch (Deutschland)
und René Sami Salim (Österreich & Saudi-Arabien) Geschichten mit Musik und
Schattenspiel und nehmen das Publikum mit auf eine märchenhafte Reise für alle
Sinne.
Im Nachspiel können alle Zuschauer*innen ihre eigenen Wünsche der Bühne
hinzufügen. So entsteht eine große, immer weiterwachsende Wunschinstallation in
der erstaunlich viele Gemeinsamkeiten entdeckt werden dürfen.
| Aus der Jurybegründung |
" جنيّة Dschinnīya" lädt das Publikum ein in eine zauberhafte und zugleich realitätsreflektierende Welt voller Fragen und Wünsche. Die Geschichte eines jungen Musikers auf Erkundungsreise seiner selbst und einer Dschinnīya, die nicht mehr einfach nur jeden Wunsch erfüllen will, regt zum Nachdenken über eigene Wünsche und Bedürfnisse an. Durch die einzigartige Inszenierung, die das Publikum aktiv einbezieht, wird eine intime Atmosphäre geschaffen, die die Zuschauenden auf eine Reise der Selbstreflexion mitnimmt. Das Spiel und Konzept von Minouche Petrusch zusammen mit Spiel und Musik von René Sami Salim sowie Ausstattung und Kostüm von Marie Akoury und dem Gesamtkonzept erschaffen eine Welt, in die das Publikum eintauchen kann, die sowohl unterhaltsam als auch inspirierend ist. Ein Theatererlebnis, das letztlich Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert und anregt.
| O-Ton Jury |
" جنيّة Dschinnīya" beeindruckt durch seinen gelungenen Umgang mit selbstverständlicher Mehrsprachigkeit sowie dem Hinterfragen von Erwartungshaltungen und letztlich dem Befreien von diesen hin zu einem selbstermächtigten Vorgehen und Ausdrücken.
| Aufführungstermine bis zur IKARUS-Preisverleihung |
Do. 05.09., 10:00 | Theater o.N.
Fr. 06.09., 10:00 | Theater o.N.
Sa. 07.09., 16:00 | Theater o.N.
So. 08.09., 16:00 | Theater o.N.
Do. 10.10., 10:30 | Haus der Statistik
Fr. 11.10., 11:30 | Haus der Statistik
Sa. 12.10., 15:00 | Haus der Statistik
So. 13.10., 16:00 | Haus der Statistik
Mo. 14.10., 11:00 | Haus der Statistik
Di. 15.10., 11:00 | Haus der Statistik
| Credits |
Idee, Spiel: Minouche Petrusch
Musik, Spiel: René Sami Salim
Ausstattung, Kostüm: Marie Akoury
Bühnenbau: Tilo Käbel, Katja Kentenich
Sounddesign, Licht: Edgardo Gomez
Produktionsleitung, Dramaturgie: Hannes Raphael
Fotos: Till Budde
Video: Markus Roche, Jens Staeder
Besonderer Dank gilt Nora Amin, Michaela Millar, Katharina Dimitrov-Mohammad & der Klasse 6a der Heinrich-Seidel Grundschule, Nadim Akoury, Belinda Masur, Mario Teuber, Karoline Heyde, Victor Gismondi, Oma Leni, Yaser Mohammad, Tina Schulle, Silke Saalfrank, Vera Strobel, Dagmar Domrös, Gutshof Einklang, allen Wünscher:innen
eine Produktion von Minouche Petrusch | in Kooperation mit Theater o.N. | gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR
Ein partizipatives Stück mit Krump-Tänzer*innen von Janne Gregor
| Stückbeschreibung |
Wem gehört die Bühne? Das fragen
sich vier Krump-Tänzer*innen und nehmen das Publikum mit ins Scheinwerferlicht.
Krump ist ein Tanzstil, der erst seit Kurzem auch auf der Bühne präsent ist. Er
ist als afrodiasporische Tanzkultur auf den Straßen von L.A. entstanden und
gründet auf einem Aufbegehren gegen soziale Ungleichheit und Diskriminierung.
Für viele Tänzer*innen ist Krump bis heute Zufluchtsort und Familienersatz. Die
Krump-Community stiftet Gemeinschaft, hier geht es darum sich zu zeigen und
sich gegenseitig zu unterstützen.
Dieses selbstermächtigende Lebensgefühl von Krump überführt die Choreografin
Janne Gregor in den Theaterraum und bricht gewohnte Hierarchien zwischen
Publikum und Performer*innen auf. Im engen Austausch mit Schüler*innen entsteht
so live eine lebendige Choreografie. Der Tanz wird zum Mittel der Verständigung,
jede Vorstellung zu einem einzigartigen Erlebnis, das erfahrbar macht, warum man
das Tanzen einfach nicht lassen kann.
| Aus der Jurybegründung |
Krump als urbaner Tanzstil feiert die Freiheit des persönlichen Ausdrucks. Krump als Community ermöglicht in einer Atmosphäre von Zusammenhalt und Unterstützung den spielerischen Wettstreit. Zuschauen, anfeuern, mitmachen: An diesen Qualitäten lässt die partizipative Krump-Performance der Tanzkomplizen teilhaben. Ohne Worte vermitteln die vier Tänzer*innen, wann wir ihnen zusehen, ihren Bewegungen folgen oder uns eigene Schritte ausdenken können. Wie von selbst entsteht im klar gegliederten Bühnen(frei)raum mit seinen Graffitti-Kulissen eine temporäre Gemeinschaft. Niedrigschwellig, aber mit hohem Lustfaktor lernt ein junges Publikum ab 6 Jahren eine Kunstform kennen, die als selbstermächtigende soziale Bewegung Schwarzer Tänzer*innen begann und mit der Bühne einen neuen Ort erobert hat.
| O-Ton Jury |
Mitmachen statt zusehen – darauf beruht Krump als urbaner Tanzstil. In Janne Gregors partizipativer Performance kann, wer möchte, die Choreographie mitgestalten. So entsteht in dem allen Anwesenden eröffneten kreativen Freiraum eine temporäre Gemeinschaft oder: Bühnen-Utopie.
| Aufführungstermine bis zur IKARUS-Preisverleihung |
Fr. 13.09., 11:00 | Podewil
| Credits |
Künstlerische Leitung,
Choreografie: Janne Gregor
Von und mit: Queen Buckhype, Iman Gele, Kofie DaVibe, Baby Wave
Bühne, Kostüm: Johanna Schraut
Musik: Moritz Thorbecke, BravoDomo
Lichtdesign: Luigi Kovacs
Dramaturgische Begleitung: Thomas Schaupp
Assistenz Choreografie und Produktion: Lena Klink
Tanzvermittlung: Amelie Mallmann, Lucia Matzke
Outside Eye: Livia Patrizi
Audio-Bearbeitung: Matthias Millhoff
Produktionsleitung: Sina Kießling, Thomas Dörschel
Fotos: René Löffler
Eine Produktion von TANZKOMPLIZEN in Zusammenarbeit mit dem tanzhaus nrw, gefördert durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Förderprogrammes „Das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ und take-off: Junger Tanz. Das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit ist ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Es wird umgesetzt von der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung (gsub) und der Stiftung SPI. Der Programmteil „Kinder- und Jugendbeteiligung im Zukunftspaket“ wird verantwortet von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).
Eine Musik-Theater-Collage über den Vogelzug | Uraufführung
| Stückbeschreibung |
Auf ihren Reisen über Kontinente
hinweg vollenden Zugvögel wahre Odysseen. In erstaunlichen Formationen legen
sie tausende Kilometer zurück, trotzen Stürmen, überwinden Gebirge und
Phasender Erschöpfung. Doch wie finden sie gemeinsam ihren Weg? Woher wissen
sie, in welche Richtung sie fliegen müssen? Folgen sie den Sternen oder dem
Mond? Rufen sie sich gegenseitig? Oder lernen sie die Navigation von ihren
Eltern? Und wie orientieren sie sich in einem sich verändernden Klima?
Das Ensemble DieOrdnungDerDinge erblickt am Theaterhimmel die Flugrouten
zahlreicher Zugvögel und beschäftigt sich in der Musik-Theater-Collage mit den
Fähigkeiten, die man zu Lande, zu Wasser und in der Luft braucht, um in fernen
Ländern anzukommen. Die drei Darsteller*innen greifen den Klang des Zwitscherns
und Krächzens auf und machen mit den Vögeln Rast auf ihren unglaublichen Wegen
in die Ferne. Sie werfen einen Blick auf die Migrationslinien ihrer eigenen
Familien und begeben sich zurück auf die Spuren von Kranich, Nachtigall, Gans und
Kuckuck: das Ensemble entdeckt den sechsten Sinn der Vögel, bestaunt ihre
Anatomie und lässt sich von ihren Flugkünsten begeistern. Es entsteht eine
Komposition aus barocken und zeitgenössischen Vogelklängen, Bildern und
Geschichten über das beständige Wandern, das Mensch und Vogel zu verbinden
scheint.
| Aus der Jurybegründung |
Barock trifft Pop trifft Vogelkunde. Viele Welten bringt das Ensemble „DieOrdnungDerDinge“ zusammen. Drei Perfomer:innen führen mit verspieltem und verschmitztem Ernst in eine traumartige Landschaft voller Wolken, sinnlicher Projektionen und schräger Vogelkostüme. Mit virtuos gespielten Instrumenten wie Cello, Klavier und Violine, sowie dem eigenen Gesang treten in einen fesselnden Dialog mit den Vogelstimmen. Und entwickeln dabei auch ganz eigene Sounds. Gleichzeitig vermittelt das Ensemble auch verblüffendes Wissen über Zugvögel wie den Kranich– und über uns Menschen, unsere Lebenswege und Migrationslinien. So weckt das Stück schwebend leicht die Liebe zu den Vögeln ebenso wie die zur Musik. Und baut fantastische Brücken zwischen beiden.
| O-Ton Jury |
„Weltenwandern“ taucht ein in die geheimnisvolle Welt der Zugvögel mit einer sinnlichen Klang- und Bildlandschaft, von Barock bis Pop. Das Stück zeigt: Die besten Wege zurück zur Natur führen über die Musik. Ein hintersinniges Fest für Ohren, Augen und Hirn.
| Aufführungstermine bis zur IKARUS-Preisverleihung |
Do. 05.09., 17:00 | FELD Theater
| Credits |
Von und mit DieOrdnungDerDinge:
Cathrin Romeis (Perfomance, Cello), Vera Kardos (Perfomance, Geige), Iñigo
Giner Miranda (Performance, Klavier)
Künstlerische Leitung: Cathrin Romeis
Arrangements, Komposition: Iñigo Giner Miranda
Dramaturgie: Franziska Seeberg
Ausstattung: Àngela Ribera Adrover
Medienkunst: Quiet City, Daniela del Pomar, Paul Holdsworth
Regieassistenz: Tobias Felice
Technische Leitung, Licht: Stefan Neumann
Grafik: Gabi Altevers
Öffentlichkeitsarbeit: Nora Gores
Künstlerische Produktionsleitung: Ayako Toyama
Produktion FELD Theater: Helena Palmer
eine Produktion von DieOrdnungDerDinge | in Koproduktion mit dem FELD Theater für junges Publikum | gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, von Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten und Stipendium Musikalische Komposition der Baskischen Regierung | Unterstützung durch Kulturinitiative Förderband gGmbH | Medienpartner: taz
nach dem gleichnamigen Film von Karsten Dahlem | Uraufführung
| Stückbeschreibung |
Ole ist der Boss. Und als Boss weiß er, was Jungs so zu tun haben. Erstens: Alles doof finden, was mädchenmäßig ist. Und zweitens: Mit seiner Gangstergang schwächere Kinder einschüchtern. Doch dann trifft er auf die selbstbewusste Lu, die Neue in der Klasse und ALLES wird anders. Denn dummerweise entdeckt ausgerechnet sie sein größtes Geheimnis. Ole liebt es nämlich, heimlich sein Prinzessinnenkleid anzuziehen und sich zu schminken. Jetzt hat Lu den Boss in der Hand und wenn der nicht auffliegen will, wird nun nach ihren Regeln getanzt. Oles sicher geglaubte Welt steht plötzlich Kopf...
PRINCESS erzählt die Geschichte zweier Außenseiter, die sich auf eine Reise zu sich selbst begeben und lernen, dass es sich lohnt mutig zu sein und zu tun, was man wirklich fühlt.
| Aus der Jurybegründung |
Was ist ein „richtiger“ Junge: Einer der sich prügelt, andere mobbt und Arschbomben im Schwimmbad macht? Oder einer, der sich schminkt, tanzt und Kleider trägt? Mit Geschlechter-Klischees bricht das berührende Stück auf fesselnde Weise: Gang-Boss Ole, überragend gespielt von Daniel Pohlen, gibt nach außen den Knallharten und trägt doch heimlich am liebsten sein Prinzessinnenkleid. Ausgerechnet die forsche Lu, neu in der Klasse und alles andere als ein typisches Mädchen, erfährt davon. Lässt sie den Boss auffliegen? Das Publikum fiebert, lacht und leidet mit in dieser temporeichen Inszenierung, die stets nah an der Erlebniswelt der Jugendlichen bleibt, mit einem großartigen Ensemble und packenden Live-Musikelementen. Ein Stück, das zeigt: Es sich lohnt mutig zu sein. Auch wenn das blutig enden kann.
| O-Ton Jury |
„Princess“ stellt Geschlechter-Klischess auf den Kopf in einer fesselnden Inszenierung um „richtige“ Jungs, die auch mal ein Prinzessinnenkleid tragen wollen – und um den Mut zu sich selbst zu stehen. Und das mit einem berührenden, sehr kaputten Happy-End.
| Aufführungstermine |
Do. 19.09., 11:00 Uhr | GRIPS Theater, Hansaplatz
Fr. 20.09., 11:00 Uhr | GRIPS Theater, Hansaplatz
So. 22.09., 16:00 Uhr | GRIPS Theater, Hansaplatz
Fr. 18.10., 11:00 Uhr | GRIPS Theater, Hansaplatz
Sa. 19.10., 16:00 Uhr | GRIPS Theater, Hansaplatz
Mo. 21.10., 18:00 Uhr | GRIPS Theater, Hansaplatz
https://www.grips-theater.de/de/
| Credits |
Darstellende: Daniel Pohlen, Eike
N.A. Onyambu, René Schubert, Sarah El-Issa
Regie: Karsten Dahlem
Bühne: Justyna Jaszczuk
Kostüm: Silvie Naunheim
Musik: Katrin Mickiewicz, Hans Schlotter
Dramaturgie: Tobias Diekmann
Theaterpädagogik: Lama Ali, Gitanjali Schmelcher
ein urbanes Märchen von Jonathan Harvey - aus dem Englischen von Lisa Wegener
| Stückbeschreibung |
Ein Hochhaus, eine Etage. Jamie,
Ste und Leah wohnen nebeneinander. Jamie schwänzt manchmal die Schule, für Ste
ist es zuhause manchmal zu gefährlich. Leah ist von der Schule geflogen und
nervt nun alle mit viel zu lauter Musik, die sie braucht, um Halt zu finden.
Jamie und Ste verlieben sich. Sandra, die Jamie ganz allein großzieht, versucht
alles im Griff zu haben, auch weil sie weiß, dass alle alles mitkriegen. Tony,
ihr Freund, will helfen. Und gemeinsam erzählen sie von queerer Liebe, extremer
Nähe, von der Suche nach Identität und von der schwierigen, aber wichtigen
Aufgabe, bei sich zu bleiben, gerade wenn der Wunsch, dazuzugehören oder sich
abzugrenzen, stark ist.
Als Jonathan Harvey 1993, in den Nachbeben der AIDS-Krise, „Beautiful Thing“
schrieb, waren LGBTQIA+ Geschichten vom Schmerz dieser Zeit geprägt. Für Harvey
war es wichtig, dem eine queere Liebes-Komödie entgegenzusetzen, die
gleichzeitig auch von Klasse und Care-Arbeit erzählt. Für die Parkaue wird
dieses Stück neu übersetzt. Regisseurin Babett Grube und ihr Team möchten mit der
Inszenierung einen Raum eröffnen, in dem eine Auseinandersetzung mit fluider
Identität, community und dem, was eine normative Gesellschaft unseren Körpern
zuschreibt, stattfinden kann.
| Aus der Jurybegründung |
Jamie, Ste, Leah und so viele Fragen des
sogenannten Erwachsen-Werdens. Wer prägt unsere Identität und wie kann mensch
sich dem widersetzen? Wie nah darf Nähe sein und wann ist eine Freundschaft
vielleicht doch Liebe? Und was bedeutet das dann für uns? Das Ensemble der
Parkaue setzt sich mit Leichtigkeit, sorgfältiger schauspielerischer Leistung
und einem grossen Feingefühl für die kleinen Zwischenmomente - und töne mit
Themen wie queere Liebe, Zugehörigkeiten und persönlichen Grenzen auseinander.
Jamies Mutter findet trotz Schwierigkeiten durch soziale Ungleichheiten
Momente, vergnüglich und unbeschwert mit Jamie eine Familie zu sein. Wäre da
nur nicht Tony, in den sie verliebt ist - Kann er auch mit Jamie und ihr leben,
wollen die beiden das überhaupt? Wie frei können vielleicht auch Eltern mit
Bedürfnissen umgehen?
Es endet mit einer Performance - Aber einer selbstgewählten. Denn Jamie und Ste
haben überhaupt keine Gründe, sich zu verstecken. A beautiful thing wirft viele
Fragen auf - Vor allem, wie ein junger Mensch sich selbst sein, sich bleiben
kann während des Dazugehörens so gross, so schwierig erscheint.
| O-Ton Jury |
Empowernd, enthusiastisch und ehrlich – "Beautiful Thing" berührt und holt ab, ganz ohne Klischees und setzt sich neben der grossen Frage nach Identität charmant auch mit Thematiken wie neue Familienbilder, Wohnformen und Sozialer Herkunft auseinander. Sowohl die Message wie auch die Figurensprache bleiben durchgehend zugänglich und inspirieren.
| Aufführungstermine bis zur IKARUS-Preisverleihung |
aktuell keine Spieltermine veröffentlicht
| Credits |
Regie: Babett Grube
Bühne: Camille Lacadee
Kostüme: Andrea Barba
Musik: houaïda
Dramaturgie: Alicia Agustín
Künstlerische Vermittlung: Soraya Reichl, Nils Erhard
Mit: Birgit Berthold, Salome Kießling, Claudia Korneev, Yazan Melhem, Andrej
von Sallwitz
Nach dem Roman “Wir holen uns die Nacht zurück” von Nora Hoch
| Stückbeschreibung |
Kaja und IIvy - zwei Mädchen wie
Schwestern. Sie wachsen im gleichen Haus auf und entdecken die erste Liebe,
Partys – und Drogen. Die Freundschaft kommt an ihre Grenzen, als Kaja immer
weiter in den Drogensumpf abrutscht und IIvys Rettungsversuche scheitern. Als
Kaja zugedröhnt von einer Party verschwindet, begibt sich Ilvy mit ihrem Freund
Kaan auf die Suche nach ihr. Dabei offenbart sich ein Leben, von dem IIvy
nichts wusste.
Wir holen uns die Nacht zurück ist ein Roadmovie, wild, anarchisch und gegen
alle Regeln. Es geht um Drogensucht, Co-Abhängigkeit und Loyalität in einer Freundschaft:
Wie kann man einen geliebten Menschen schützen, ohne sich dabei selbst zu
verlieren?
| Aus der Jurybegründung|
Zwei Freundinnen, seit ihrer Kindheit unzertrennlich, durchleben eine Krise. Gemeinsam entdecken sie den Reiz von Partys, Alkohol und Jungs, aber als Kaya immer öfter Drogen nimmt, muss Ilvy sich entscheiden: Hält sie weiterhin unverbrüchlich zu ihrer besten Freundin oder ist es Zeit, getrennte Wege zu gehen? In Nora Hochs eigener Adaption ihres Jugendromans am Theater Strahl besticht der ausdrucksstarke Text. Direkt, schonungslos und empathisch erzählt die Spielfassung von den Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Mit einfachsten Inszenierungsmitteln veranschaulichen die Regisseurin Masha Sapizhak und die drei Darsteller:innen die emotionalen Nöte der Figuren, ohne zu belehren. Und gemeinsam mit dem Choreographen Florian Bilbao finden sie ein bestechendes Bild für Kayas Abdriften in eine andere Realität.
| O-Ton Jury |
Wie Drogensucht eine Kindheitsfreundschaft zu zerstören droht, erzählt diese Romanadaption mit emotionaler Dringlichkeit. Um die Welt der Figuren fühlbar zu machen, genügen ein bestechender Text, mitreißende Darsteller:innen und einfachste Inszenierungsmittel.
| Aufführungstermine bis zur IKARUS-Preisverleihung |
Di. 10.09., 18:00 | Theater Strahl im Kulturhaus Schöneberg
Mi. 11.09., 11:00 | Theater Strahl im Kulturhaus Schöneberg
| Credits |
Text: Nora Hoch | nach dem Roman “Wir holen uns die Nacht zurück” ©
2022, dtv
Regie: Masha Sapizhak
Ausstattung: Arina Slobodianik
Choreografie und Theaterpädagogik: Florian Bilbao
Regieassistenz: Aybüke Kara
Spieler*innen: Jana Heilmann, Leon Zawadi Kasili, Anne Sofie Schietzold
gefördert mit Mitteln der Spartenoffenen Förderung der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt | in Kooperation mit dem Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V.